verwstet, ganze Drfer verbrannt. Dann wandte sich ein feind-licher Heerhaufen nach Westen hin, wurde hier aber, in der Nhe von Sondershausen, von den Sachsen und Thringern berfallen und zersprengt, und die Flchtlinge erlagen theils dem Hunger und der Klte, theils dem Racheschwerte der Deutschen. Der weit grere Haufen der Ungarn aber blieb vor Merseburg stehen. Hier, meinten sie, seien alle Schtze aufgehuft. Gegen diesen Haufen wandte sich Heinrich selbst und bezog ein Lager auf einem Hgel an der Saale, den Feinden gegenber. Drei Tage hintereinander stieg er in die Ebene hinab, nicht um anzugreifen, sondern um zuvor seine Leute an den Anblick der Barbaren zu gewhnen. Der vierte Tag war von ihm zur Schlacht bestimmt. An diesem stellte er seine Scharen auf, er-innerte sie an alle erlittene Schmach und ermunterte sie, auf den Schutz des Hchsten zu vertrauen und mnnlich zu bestehen den Kampf fr die gerechte Sache. Und vertrauensvoll blickten die Krieger auf das Bild des heiligen Engels Michael auf der hochflatternden Reichsfahne und auf ihren König, der, vor Allen hervorragend, sie selbst gegen den Feind fhrte. Und als er das Zeichen zum Angriffe gab, strmten sie so gewaltig auf die Raubscharen los, da diese nicht einmal den ersten Angriff aus-hielten, fondern Alle erschrocken entflohen. Aber Heinrich setzte ihnen nach, lie Alle, welche Widerstand leisteten, niederhauen, die Gefangenen aber als Ruber und Mordbrenner grten-theils an die Bume knpfen. Das Lager der Ungarn nebst dem ganzen Raube, selbst die schon als Sklaven fortgeschleppten Brder, fielen in der Sieger Hnde. Es war ein herrlicher Sieg, dem Siege des Hermann der Varus vergleichbar; denn es galt die Ausrottung der frechsten Ruber unseres Vater-landes. Noch jetzt erhlt ein jhrlicher mit einem Volksfeste verbundener Gottesdienst im Kirchspiele Keuschberg bei Merse-brg das Andenken an diesen glorreichen Tag.
Der Ruf dieses Sieges im Jahre 933 erscholl durch ganz Guropa. Denn auch nach Italien, Frankreich und mehren
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Extrahierte Personennamen: Heinrich Heinrich Michael Heinrich Heinrich Hermann_der_Varus Varus
Extrahierte Ortsnamen: Sondershausen Sachsen Ungarn Merseburg Keuschberg Guropa Italien Frankreich
96
ein Beweis, wie hart er seine nchsten Verwandten gekrnkt haben mute. Im Jahre 955 fielen sie in Bayern ein und . berschwemmten mit ihren Ranbhorden das ganze Land. Nichts, meinten sie, wrde sie in ihrem Siegeszuge aufhalten knnen, es mte denn der Himmel der sie zusammenstrzen, oder die Erde sich austhun, sie zu verschlingen. Ihre Rosse, prahlten sie, sollten die deutschen Flsse und Seen austrinken, und mit ihren Hufen die Städte zerstampfen. Ihre Rotten lagerten sich um Augsburg, welches sie fr den Sitz aller Reichtmer hielten. Hier, zwischen den Usern des Lech und der Wertach, breitet sich eine unbersehbare Ebene aus, ohne Baum und Strauch, nur mit kurzem Grase bewachsen, ringsum ziehen sich Hgel, mit Drfern besetzt. Das ist das Lechfeld, auf welchem sich die ungarischen Raubscharen zum Kampfe aufstellten und mit hhnen-dem Uebermuthe den heranziehenden Otto erwarteten. Otto vertrauete auf Gott. Im Angesichte des ganzen Heeres lie er sich das heilige Abendmahl reichen und slehete den Beistand des Himmels zu dem bevorstehenden Kampfe an. Das ganze Heer betete mit ihm. Nachdem sie sich so znm Kampfe wrdig vor-bereitet hatten, brachen sie in acht Schlachthaufen in die Ungarn ein. Die feindlichen Reihen wurden bald durchbrochen, und furchtbar wiithete nun unter ihnen das Schwert der ergrimmten Deutschen. In wilder Unordnung flohen die Feide endlich von dem blutigen Schlachtfelde hierhin und dorthin; die meisten aber wurden von den nachsprengenden Deutschen eingeholt und ohne Gnade niedergehauen. Nur durch Ausrottung glaubte sich die Deutschen vor diesem Raubgesindel schtzen zu knnen. Mehr als hunderttausend Mann sollen an diesem einen Schreckens-tage umgekommen sein. Diese blutige Schlacht, welche aw 10. August 955, am heiligen Laurentiustage, auf dem Lechfelde vorfiel*), benahm den Ungarn die Lust, wieder nach Deutschland
*) Zur Gcdchtnifeier dieses bedeutsamen Tages ist 900 Jahre spter, am Jo. August 1855, vou den Einwohnern Augsburgs auf dem Lechfelde der Grundstein zu einem wrdigen Denkmale, zum Bau eines neuen Gotteshauses, gelegt worden.
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Extrahierte Personennamen: Otto Otto August August
Extrahierte Ortsnamen: Ungarn Ungarn Deutschland Augsburgs
262
„Wollet ihr denn ewig leben?" und führte sie von Neuem
in's schrecklichste Feuer. Aber auch die äußersten Anstrengun-
gen blieben erfolglos. Daun wich nicht und wankte nicht.
Und als zuletzt auch der General Benkendorf mit der sächsi-
schen Reiterei, die vor Rache glühete, in die Preußen einhieb,
da wurde die Niederlage vollendet. Zum Andenken des glor-
reichen Tages von Kollin stiftete die Kaiserin den Maria-
Theresia Orden und ernannte zu dessen erstem Großkreuze den
glorreichen Sieger Daun.
Durch diese große Niederlage bei Kollin gingen alle frü-
her errungenen Vortheile für Friedrich wieder verloren. Er
mußte die Belagerung von Prag sogleich aufheben und sich
mit seinem geschlagenen Heere durch die Lausitz nach Sachsen
zurückziehen Die Oesterreicher nahmen ganz Böhmen und bald
auch Schlesien in Besitz. Ja, einer ihrer Generale, Haddik,
wagte sich mit viertausend Reitern bis vor die Thore von Ber-
lin und brandschatzte die Stadt. Zugleich war Fnes Unglück
für Friedrichs Feinde das Signal zu einem allgemeinen An-
griffe. Die Russen drangen unter Aprarin in das östliche
Preußen ein und erfochten am 30. August einen Sieg bei
Großjägerndorf unweit Welan über den preußischen Ge-
neral Lehmann. Die Schweden nahmen Pommern in Besitz,
und zwei französische Heere unter dem Prinzen Soubise und
dem Marschall d'estr^es fielen in Hannover und Hessen
ein. Der letztere schlug am 26. Juli bei Hastenbeck, nicht
weit von Hameln, den Herzog von Cumberland, der hier ein
englisch - deutsches Heer befehligte, und zwang ihn zu dem
schmachvollen Vertrage zu Kloster Seeven (8. September),
vermöge welchem der Herzog Hannover, Braunschweig und
Hessen den Franzosen räumte und sein Heer aufzulösen ver-
sprach. Der Prinz Soubise und die Reichstruppen drangen
nach Sachsen vor, um dieses Land von den Preußen zu be-
freien. Friedrichs Lage schien verzweiflungsvoll. Er theilte
sein Heer in mehrere Haufen, um bei günstiger Gelegenheit
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Extrahierte Personennamen: Theresia Friedrich Friedrich Friedrichs August Lehmann von_Cumberland Friedrichs
263
loszuschlagen. Mit einem derselben wandte er sich gegen die
Franzosen, um den Fortschritten derselben Einhalt zu thun.
In Gotha trafen die Preußen zuerst mit ihnen zusammen. Frie-
drich hatte von der Herzogin von Gotha geheime Nachricht
erhalten, daß Soubise nebst der ganzen Generalität sich in
das herzogliche Schloß eingelegt hätte, und daß sie leicht über-
fallen werden könnten. Und sogleich sprengte der preußische
General Sei blitz mit fünfzehnhundert Reitern nach Gotha.
Es war gerade Mittag, und die Franzosen ließen es sich bei
reichbesetzten Tischen guter Dinge sein, als Seidlitz vor den
Thoren erschien. Die sechstausend Franzosen, die in der Stadt
lagen, dachten an keinen Widerstand, sondern verließen er-
schrocken ihre rauchenden Schüssel und flohen in solcher Eile
aus der Stadt, daß von den hereinstürmenden Preußen nur
wenige Soldaten, aber desto mehr Friseurs, Komödianten,
Köche und Kammerdiener gefangen, und ganze Kisten voll wohl-
riechender Wasser und Pomaden, auch eine Menge Haarbeu-
tel, Pudermäntel und Sonnenschirme erobert wurden; ein Be-
weis, welche Ueppigkeit damals im französischen Lager herrschte!
Triumphirend kehrten die Reiter mit der gemachten Beute von
diesem lustigen Zuge zurück.
Nachdem Soubise zu Erfurt mit dem Reichsheere sich
vereinigt hatte, zog er weiter hinauf, um den König Friedrich
aufzusuchen. Dieser ließ nicht lange auf sich warten, sondern
rückte dem sechzigtausend Mann starken Feinde mit zwei und
zwanzigtausend Mann kühn entgegen. An der Saale, bei dem
Dorfe Roßbach, westlich von Lützen, traf er am 5. Novem-
der mit den Feinden zusammen. Schon jubelten diese, daß
Friedrich mit seiner Potsdamer Wachtparade — so nannten sie
höhnend sein kleines Heer — dem Tode oder der Gefangen-
schaft nicht entgehen könne. Ihre einzige Sorge war nur, daß
er ihnen wieder entrinnen möchte. Sie zogen deshalb mit
wehenden Fahnen und klingendem Spiele eilig an dem Hügel
vorüber, auf welchem das Häuflein stand, um es zu umzin-
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Extrahierte Personennamen: Seidlitz Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich
324
Bösewichte zu befreien, um so frecher ward dessen Mißhand-
lung. Die Jakobiner zwangen ihn sogar, seinem Schwager-
Leopold Ii., der für ihn rüstete, selbst den Krieg zu erklären.
Als diese Kriegeserklärung, welche unter dem 20. April 1792
erlassen wurde, nach Wien kam, war der Kaiser Leopold Ii.
eben gestorben. Ihm folgte sein Sohn Franz Ii., welcher
in Verbindung mit dem Könige von Preußen, Friedrich
Wilhelm Ii., den Krieg gegen Frankreich eröffnete. Beide
ahneten wohl damals nicht, daß dieser Krieg, den sie mehr
für einen raschen Triumphzug hielten, mit geringer Unter-
brechung bis 1815 dauern und das Glück zohlloser Familien
untergraben würde.
Unter Anführung des als Feldherr hochberühmten Her-
zoges Ferdinand von Braunschweig rückte ein preußisches Heer,
dem der König und seine zwei ältesten Söhne persönlich folgten,
nebst 20,000 Ausgewanderten und 6000 Hessen durch das
Erzstift Trier in Lothringen ein, nachdem vorher schon die
Feindseligkeiten an den Grenzen der österreichischen Niederlande
zwischen den Franzosen und Oesterreichern begonnen hatten.
Die Verbündeten eroberten die Festungen Longwy und Ver-
dun und drangen siegend in die Champagne ein. Ganz Paris
gerietst in Bewegung und war mehrere Tage hindurch der
Schauplatz gräßlicher Mordscenen. Am 25. Juli, noch vor
dem Aufbruche des verbündeten Heeres von Coblenz, hatte
der Herzog von Braunschweig ein drohendes Manifest (Be-
kanntmachung) an die französische Nation erlassen: „Alle
Franzosen, welche die geheiligten Rechte ihres Königs nicht
sogleich anerkennen würden, besonders aber Paris, sollten
die schwersten Strafen erleiden. Es solle dieser Stadt der
Empörung ergehen, wie einst Jerusalem, kein Stein solle
auf dem andern bleiben, die Stolze vom Angesichte der Erde
vertilgt werden." Einer so drohenden Sprache bedurfte es
gerade, um alle Franzosen, selbst die königlich Gesinnten, auf
das äußerste zu erbittern. Jünglinge und Greise strömten
i
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Extrahierte Personennamen: Leopold_Ii Leopold Leopold_Ii Leopold Franz_Ii Franz Friedrich
Wilhelm_Ii Friedrich Wilhelm Ferdinand_von_Braunschweig Ferdinand
Extrahierte Ortsnamen: Wien Frankreich Hessen Lothringen Niederlande Longwy Paris Coblenz Paris Jerusalem
341
den die Gefängnisse geöffnet, und viele tausend unschuldige
Schlachtopfer der Freiheit wiedergegeben. Der Terrorismus,
welcher innerhalb vierzehn Monate zwei Millionen Franzosen
das Leben kostete, hatte nunmehr sein Ende. Die eingeschüch-
terten Jakobiner verloren sich allmälig; am 12. November
1794 ward ihr berüchtigter Klub, der einer Räuberhöhle glich,
förmlich geschlossen. Im Oktober 1795 erschien die dritte
Constitution, welche der Zerstörung Einhalt thuen und auf
den Trümmern des umgestürzten Alten ein Neues wieder auf-
bauen sollte. Nach derselben sollte Frankreich eine untheilbare
Republik ausmachen. Die gesetzgebende Gewalt wurde
zwei Kammern übertragen, dem Rathe der Jüngern, der
500 Mitglieder enthielt und Gesetze Vorschlägen, und dem
Rathe der Alten, der aus 250 Mitgliedern bestand und
die Gesetzvorschläge Prüfen sollte. Die ausübende Gewalt,
also die eigentliche Regierung, führten fünf Direktoren.
Jedoch dauerten die Mißhelligkeiten sowohl unter den Macht-
habern der Nation als auch unter dieser selbst fort und fort.
Der blutige Krieg in der Vendäe endete erst zu Anfänge des
Jahres 1796.
Sicgrcichc Fortschritte der Republik. — Während jener
Stürme im Innern ward unausgesetzt an den Grenzen gekämpft.
Die Franzosen blieben größtentheils Sieger. Der General
Jourdan gewann die entscheidende Schlacht bei Fleurus am
26. Juni 1794 gegen den österreichischen Feldherrn, den Prinzen
von Coburg. In dieser Schlacht machten die Franzosen den
ersten Versuch, die Stellung der Feinde aus einem Luftballon,
den man an einem langen Seile auffteigen ließ, zu beobachten.
Dieser Versuch wurde im niederländischen Feldzuge oft wieder-
holt, später jedoch wieder aufgegcben, weil man das aufstei-
gende Luftschiff noch nicht nach Belieben lenken und regieren
kann. Die herrschenden Winde bestimmen einzig die Richtung
desselben. Eine andere Erfindung aber, welche um diese Zeit
der französische Ingenieur Chappe machte, der Telegraph,
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368
Glück des Friedens zu erhalten, hatte, den übrigen Mächten
gegenüber, fort und fort seinen Beitritt zur Coalition gegen
Frankreich geweigert. Er wurde jetzt selbst von dem franzö-
sischen Machtgebieter auf das übermüthigste zum Kriege her-
ausgefordert. Nicht genug, daß dieser durch die Bildung des
Rheinbundes nur zu deutlich seine Absicht an den Tag gelegt
hatte, mit der einen Hälfte Deutschlands die andere zu un-
terjochen; nicht genug, daß er Preußen mit England verfeindet
hatte; er selbst knüpfte jetzt Friedensunterhandlungen mit Eng-
land an und sicherte diesem die Rückgabe Hannovers zu, ob-
gleich er noch vor Kurzem für dasselbe von Preußen ein an-
deres Land eingctauscht hatte. Empört über diese und andere
Ungerechtigkeiten erklärte der König an Frankreich den Krieg.
Obschon das preußische Heer vom besten Muthe beseelt und
durch 22,000 Sachsen verstärkt war, so blieb dennoch der
Kampf zu ungleich gegen das große, kampfgeübte Heer der
Franzosen und ihrer Verbündeten, welches vom Kaiser selbst
und von seinen ersten Feldherren angeführt wurde. Die preu-
ßischen Heerführer waren größtentheils schon hochbejahrt und
in der neuen Kriegesweise weniger geübt; die jungen Offiziere
ohne Erfahrung, aber voll Uebermuth, und genossen nicht das
Vertrauen der Soldaten. Es traf deshalb auch das Unglück
ein, das man schon im Voraus für Preußen gefürchtet hatte.
Ein Gefecht bei Saalfeld am 10. October, in welchem der
Prinz Ludwig Ferdinand von Preußen, ein Vetter des Köni-
ges, den Heldentod starb, war das Vorspiel, des verhängniß-
vollen Tages bei Jena (an der Saale im Weimarschen) und
Auerstädt (im Regierungsbezirk Merseburg).
Schlacht bei Jena und Aucrstadt (1806). — Die preußi-
sche Macht war in zwei Heere getheilt. Das eine, stärkere,
stand unter dem Könige und dem Herzoge von Braunschweig
bei Auerstädt gegen Davoust, das andere unter Hohenlohe bei
Jena gegen Napoleon selbst. Am 14. October 1806 wurden
gleichzeitig die beiden Hauptschlachten bei Jena und Auerstädt
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Extrahierte Personennamen: Ludwig_Ferdinand_von_Preußen Ludwig Ferdinand Davoust Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Rheinbundes Deutschlands England Frankreich Sachsen Saalfeld Jena Weimarschen) Merseburg Jena Braunschweig Jena Jena
als preußischer Feldmarschall Theil am Kriege gegen ihn ge-
nommen'habe. Allein der trotzige Sieger erwiederte: „Das
Haus Braunschweig hat aufgehört zu regieren!" Krank und
des Augenlichtes durch seine Wunden beraubt, ließ sich der
verfolgte Greis weiter nach Altona bringen und starb in trost-
loser Verbannung zu Ottensee.
Schlacht bei Eylau und Fncdland (1807). — Die Trüm-
mer des preußischen Heeres vereinigten sich hinter der Oder
mit einem unterdeß augekommenen russischen Hülfsheere, und
zwei Tage hintereinander, am 7. und 8. Februar 1807, wurde
die mörderische Schlacht bei Eylau (im Regierungsbezirke
Königsberg) geschlagen, in welcher die Preußen ihren alten
Waffenruhm wieder bewahrten. Beide Theile rühmten sich
des Sieges, und beide Theile zogen sich zurück. Napoleon
hatte bereits einen Aufruf erlassen an die Polen, sich zu er-
heben gegen ihre früheren Unterdrücker und sich mit ihm zu
vereinigen zur Wiederherstellung ihres Königreiches; und freu-
dig erhob sich das Volk auf seinen Ruf. Am 14. Juni 1807,
am Jahrestage der Schlacht bei Marengo, ward bei Fried-
land (in demselben Regierungsbezirke) noch einmal blutig
gestritten, und endlich ein vollkommener Sieg über das ver-
bündete Heer der Russen und Preußen von Napoleon errungen.
Friede Zll Tilsit (1807). — Erschüttert bat der Kaiser
Alexander, als er den Furchtbaren schon den Grenzen seines
eigenen Reiches nahe sah, um Waffenstillstand und Frieden.
Napoleon bewilligte beides und kam mit ihm und dem ge-
beugten Könige von Preußen auf dem Flusse Niemen zu-
sammen, um das Nähere persönlich zu besprechen. Zu Tilsit
(an der Memel im Regierungsbezirke Gumbinnen) wurden
alsdann die Unterhandlungen gepflogen. Hier erschien auch
die Königin Luise von Preußen, ein Bild der Hoheit und
Anmuth, vor dem Manne des Schreckens, hoffend, ihn zu be-
sänftigen; aber seine Stirn blieb finster gegen Preußen. Nur
mit Rußland wurde eigentlich unterhandelt, das wehrlose
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Marengo Napoleon Alexander Alexander Napoleon
397
Pferde gekostet. Im Jahre 1813 verbrannte man noch in
Rußland über 200,000 erstarrte Leichen.
83. Vierte Coalition gegen Frankreich.
Die Freiheitskriege von 1813, 14 und 15.
Das Jahr 1813.
Das niedergebeugte Europa sah in jenem grausigen Un-
tergänge das Strafgericht Gottes selbst und erhob sich in küh-
ner Begeisterung für die Wiedereroberung seiner Freiheit.
Preußen, als das nächste in der Reihe, ging mit seinem
Beispiele voran. Der König schloß mit den Russen Friede
und Freundschaft und rief, von Breslau aus, am 3. Februar
1813 sein Volk zu den Waffen auf. Und freudig drängten
sich Knaben und Jünglinge, Männer und Greise, Reiche und
Arme, das ganze Volk ohne Unterschied des Ranges und
Standes, zum harten Dienste des Krieges. Das ganze Land
erscholl vom Geräusche der Waffen. Von Weib und Kind
schied Jeder männlich entschlossen, Alles für Alles zu wagen,
und die Alten, welche nicht mitziehen konnten, waffneten und
segneten ihre Söhne. Frauen und Mädchen, selbst Kinder
legten Geld und Gut oder die Arbeit ihrer Hände auf den
Altar des Vaterlandes; das ganze Volk wetteiferte in Dar-
bringung freiwilliger Gaben und Opfer.
Schon die ersten Gefechte zeigten, daß ein ganz neuer
Geist das preußische Heer beseelte; die Franzosen wurden ge-
schlagen und über die Elbe zurückgeworfen. Dann aber er-
schien Napoleon selbst mit einem neuen Heere aus Frankreich.
Mit seiner unermüdlichen Thätigkeit hatte er hier ungesäumt
Alles in Bewegung gesetzt, seinen Verlust durch neue Trup-
penaushebungen zu ersetzen und die kriegerische Nation zu
neuen Opfern anzufeuern. Kühn traten ihm die Preußen, von
einer russischen Abth-eilung unterstützt, bei Lützen, unfern
von Großgörschen, auf dem Schlachtfelde Gustav Adolf's
und des großen Friedrich, am 2. Mai 1613 entgegen, und
25*
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Gustav_Adolf's Gustav Friedrich Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Europa Gottes Breslau Frankreich
151
leben, Merseburg, Naumburg, Zeitz, Weißcnfcls in seiner Ge-
wall. Da schickte der Kurfürst in seiner Bedrängniß eiligst
Gesandte zum Schwedenkönige und ließ auf's dringendste um
Bündniß und Hülfe bitten. Dieser empfing die Gesandten mit
scheinbarer Kälte; er ließ sie lange bitten und stellte endlich
die harten Bedingungen: der Kurfürst solle ihm Wittenberg
einräumen, einen dreimonatlichen Sold für seine Truppen zah-
len, ihm seinen ältesten Sohn als Geißel schicken und alle
seine schlechten Rathgeber zur Bestrafung ausliefern. Der ge-
ängstigte Kurfürst war zu Allem bereit. „Nicht nur Witten-
berg," schrie er, „sondern ganz Sachsen soll er zum Unter-
pfande haben; nicht nur einen Prinzen, sondern meine ganze
Familie, ja mich selbst will ich ihm als Geißel geben, und
alle Verräther, die er mir anzeigt, sollen bestraft werden."
Den König rührte die Angst und Verlegenheit des schwachen
Mannes. Er stand großmüthig ab von seinen harten Forderun-
gen. Ein einmonatlicher Sold für seine Truppen war alles,
was er annahm. Das Bündniß wurde ungesäumt abgeschlossen,
und das sächsische Heer mit dem schwedischen vereinigt.
Schlacht bei Drcitcnfctd (1631). — Tillp hatte sich eben
der Stadt Leipzig bemächtigt, als das sächsische und schwedische
Bundesheer gegen ihn anzog. Bei dem Dorfe Breitenfeld,
nicht weit von Leipzig, stießen sie am 17. September 1631
aufeinander. Mit einem furchtbaren Kanonendonner eröffnete
sich die Schlacht. Dann warf sich Tillp mit stürmender Gewalt
auf die Sachsen, die auf dem linken Flügel standen. Schon
beim ersten Angriffe löseten sich ihre Glieder, bald war die
Flucht allgemein. Der Kurfürst selbst floh in solcher Eile, daß
er seinen Hut im Stich ließ und unaufhörlich forteilte bis
nach Eulenburg, wo er anhielt, um sich mit einem Trunk
Bier zu laben. Wie ein Fels dagegen stand der König mit
seinen Schweden auf dem anderen Flügel, wo er sieben An-
griffe der pappenheimschen Reiterei abschlug. Eben so fruchtlos
blieben die Versuche Tillp's, als er nach der Rückkehr von der
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